Das Projekt »Applikationszentrum Industrie 4.0« steht kurz vor dem Abschluss. Trotzdem geht‘s weiter: Beim 3. Spitzentreffen »Industrie 4.0 live« am 22. November wird es offiziell in den Stuttgarter Technologie- und Innovations-campus S-TEC überführt. Zudem eröffnet Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister- Kraut fünf neue Forschungszentren.
Ein hüfthohes fahrerloses Transportfahrzeug bahnt sich seinen Weg durch das Applikationszentrum Industrie 4.0. Kurz bevor es an Kai Pfeiffer, Gruppenleiter Servicerobotik für Industrie und Gewerbe am Fraunhofer IPA, vorbeifährt, versperrt der Forscher dem unbemannten Vehikel unvermittelt den Weg. Doch die Kollision bleibt aus. Stattdessen ändert der mobile Serviceroboter augenblicklich seine Route, umfährt Pfeiffer und hält dabei den vorgegebenen Sicherheitsabstand ein.
Dahinter steckt eine cloudbasierte Navigationstechnologie, die Pfeiffer und seine Mitarbeiter im Applikationszentrum Industrie 4.0 testen und weiterentwickeln. Einerseits macht sie fahrerlose Transportfahrzeuge leistungsfähiger und flexibler einsetzbar. Andererseits ermöglicht sie erstmals Materialflusssimulationen auf der Grundlage realer Daten, die sichtbar werden, sobald man sich eine Augmented-Reality-Brille aufsetzt.
Die »Cloud Navigation« ist nur einer von rund 40 Demonstratoren, die ein interdisziplinäres Team von knapp 40 Wissenschaftlern aus zehn Abteilungen entwickelt hat. Nach vier Jahren Laufzeit steht das Projekt »Applikationszentrum Industrie 4.0« nun kurz vor dem Abschluss. Von Abschied und wehmütigen Gedanken ist auf dem Fraunhofer-Campus in Stuttgart-Vaihingen dennoch nichts zu spüren. Stattdessen herrscht Aufbruchsstimmung. Denn beim 3. Spitzentreffen »Industrie 4.0 live« am 22. November wird das Applikationszentrum Industrie 4.0 offiziell in den Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus überführt.
Mehr noch: »Anlässlich des diesjährigen Spitzentreffens werden fünf Zentren des Stutt- garter Technologie- und Innovationscampus S-TEC eröffnet, der zahlreiche Kooperations- möglichkeiten für die Industrie bietet. S-TEC wird als Leuchtturm die Sichtbarkeit des Technologiestandorts Stuttgart weiter erhöhen. Mit der anwendungsbezogenen Forschung von S-TEC und dem von hier ausgehenden Technologie- und Wissenstransfer stärken wir nachhaltig die Innovationskraft unserer produzierenden Wirtschaft im Land, gerade auch im Mittelstand«, verkündet Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg. Sie wird die neuen Forschungszentren zusammen mit Professor Thomas Bauernhansl, einem der beiden Institutsleiter des Fraunhofer IPA, feierlich eröffnen. Beim 3. Spitzentreffen anwesend ist außerdem Dr. Manfred Wittenstein, der Sprecher der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg.
Bauernhansl betrachtet S-TEC als eines der größten Leuchtturmprojekte des Fraunhofer IPA. S-TEC solle »Unternehmen mit der thematisch breit gefächerten Forschungslandschaft am Standort Stuttgart vernetzen und zukunftsrelevante Forschungsthemen vorantreiben. Inhaltlich sind das Themen wie additive Produktion, cyberkognitive Intelligenz, cyberphysische Systeme, digitalisierte Batteriezellenproduktion, Ultraeffizienz sowie frugale Produkte und Produktionssysteme, die in Zentren organisiert sind und von der Landesregierung finanziell unterstützt werden«, so Bauernhansl.
Genau dafür hat das Applikationszentrum Industrie 4.0 seit seinem Start 2015 die Grundlagen gelegt. Von Anfang an war die Aufgabe klar definiert: »Industrie 4.0 sollte in Unternehmen etabliert werden und ein Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft stattfinden«, sagt Susann Kärcher, die stellvertretende Leiterin des Applikationszentrums. Forscher vom Fraunhofer IPA und dem Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart entwickeln darin seither Innovationen für die digital gestützte Produktion. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg hat sie dabei mit insgesamt 3,5 Millionen Euro gefördert.
Eine Reihe neuer und weiterentwickelter Demonstratoren zeigen die Forscher beim 3. Spitzentreffen »Industrie 4.0 live«. Sie sind in vier Showcases gebündelt:
Aber S-TEC ist nicht einfach nur die Weiterführung des Applikationszentrums Industrie 4.0. Denn weil neben dem Fraunhofer IPA und dem IFF noch die Stuttgarter Fraunhofer-Institute IAO und IGB sowie eine ganze Reihe weiterer Institute der Universität Stuttgart beteiligt sind, weiten sich die Forschungsfelder, die die beteiligten Wissenschaftler beforschen. Momentan besteht S-TEC aus den drei Clustern »Mass Personalization«, »Mass Sustainability« und »Business Innovation«. Weitere sind geplant. Die Architektur von S-TEC ist bewusst offen gestaltet. Unternehmen haben die Möglichkeit, sich für Quick Checks zu bewerben, an Exploring Projects sowie weiteren Projektformaten teilzunehmen und einen der diversen Open Lab Days zu besuchen.
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA