Produzierende Unternehmen können bis zum 5. Dezember teilnehmen

Der aktuelle Energieeffizienz-Index wird von 28 Wirtschaftszweigen erhoben

Mediendienst November 2014 /

Wie energieeffizient produziert die deutsche Industrie heute? Wie hat sich dies in den letzten zwei Jahren entwickelt? Wo stehen die einzelnen Unternehmen und was können sie tun, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in dieser Hinsicht zu stärken? Zur Beantwortung dieser Fragen gibt das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart halbjährlich den Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie heraus, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IPA, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutschen Energie-Agentur (dena) und dem TÜV Rheinland.

© Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart
Energieeffizienz-Index Sommer 2014: Energieeffizienz ist jetzt ein Investitionstreiber.

Noch bis zum 5. Dezember 2014 haben deutsche produzierende Unternehmen die Möglichkeit, an der 3. Erhebung des Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie teilzunehmen. So können sie durch den direkten Vergleich mit Wettbewerbern Investitionsentscheidungen und -strategien im Bereich der Energieeffizienz treffen. Sie gewinnen Erkenntnisse zur Steigerung ihrer Energieeffizienz und haben damit die Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen zu verbessern. Die Teilindices Bedeutung, Investition und Einsparung bieten einen branchenspezifischen Vergleich. Insgesamt werden 28 Wirtschaftszweige erfasst und ausgewertet. Dies ermöglicht den teilnehmenden Unternehmen einen wirtschaftszweigbezogenen Benchmark mit Wettbewerbern, langfristig auch im europäischen/G20 Vergleich, um die eigene Situation der Energieeffizienz besser beurteilen zu können.

»Die Industrie hat ihr Einsparpotenzial noch nicht ausgeschöpft«, so Prof. Thomas Bauernhansl, Leiter des EEP und des Fraunhofer IPA. »Wenn ein Betrieb ein bestehendes System verbessert – zum Beispiel Maschinen mit neuen Komponenten bzw. Software ausstattet – kann er Einsparungen von bis zu 30 Prozent erreichen. Doch das ist technisch limitiert. Wer mehr will, muss eine komplett neue Systemarchitektur aufbauen. Damit sind dann weitere 30 Prozent möglich.«

Deutschland steht im internationalen Vergleich beim Thema Energieeffizienz vergleichsweise gut da und hat seit 1990 seine Energieproduktivität um 47 Prozent gesteigert – setzt seine Energie also effizienter ein. Allerdings wurde auch der Verbrauch erhöht, sodass der Sparerfolg durch den sogenannten »Reboundeffekt« fast verpufft.

Die ersten beiden Erhebungen des Index zeigen, dass das Thema Energieeffizienz immer stärker wahrgenommen wird, jedoch ein Großteil der Unternehmen sich noch scheut, in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zu investieren, obwohl viele Maßnahmen hoch rentabel wären. Die Sommerauswertung 2014 ergab, dass die Bedeutung der Ener-gieeffizienz in den Unternehmen deutlich zunimmt, auch im Vergleich zur Erhebung im Winter 2013/2014: 46 Prozent der Unternehmen hielten die Bedeutung zuletzt für verhältnismäßig groß.

Lag der Anteil der Unternehmen, die weniger als 5 Prozent ihrer Investitionen für Energie-effizienztechnologien verwenden, im Winter 2013 bei 63 Prozent, so waren es im Sommer 2014 nur noch 50 Prozent. Ein entscheidendes Hemmnis für Investitionen in Effizienz-technologien ist die lange Amortisationszeit. Die höchsten Einsparungen werden erzielt, wenn die Infrastruktur modernisiert wird. Doch das ist teuer. Viele Unternehmen können oder wollen ihr Kapital nicht so lange binden – selbst wenn die Rendite sehr hoch ist. Hier gibt es einen Unterschied zwischen inhabergeführten Mittelständlern und extern geführten Kapitalgesellschaften: »Langfristig denkende Unternehmer tendieren eher zu Investitionen, die sich über fünf und mehr Jahre amortisieren, als Konzerne, die ihren Shareholdern gute Quartalszahlen liefern müssen«, so EEP-Leiter Bauernhansl. Für 38 Prozent der Unternehmen ist Energieeffizienz übrigens ein konkreter Grund für Investitionen und nicht etwa ein Nebeneffekt bei Neubeschaffungen.

Der Anteil der befragten Unternehmen, die mehr als 10 Prozent ihrer Energie einsparen wollen, betrug im Sommer 2014 20 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von 16 Prozent im Vergleich zur ersten Erhebung. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Einsparzielen der Unternehmen: Wollten im Winter 2013 noch knapp 79 Prozent der Unternehmen weniger als 5 Prozent ihrer Energie einsparen, sank dieser Wert im Sommer 2014 auf 64,8 Prozent. Im Gegenzug stieg der Anteil der Unternehmen, die über 10 Prozent einsparen wollen, von 4,5 Prozent auf 18,5 Prozent.

»Entscheidend ist, wie es nun weitergeht, daher sind wir sehr gespannt auf die Ergebnisse der dritten Runde«, so EEP-Chef Bauernhansl. »Mit der Auswertung werden wir dann auch wieder an die Politik herantreten. Wir müssen dringend sinnvolle Fördermöglichkeiten diskutieren, damit die Energiewende doch noch zu schaffen ist.«