Detaillierte Emissionsbilanz ist Voraussetzung
Voraussetzung dafür ist eine detaillierte und normkonforme Emissionsbilanz. Aber weil unvollständige Datensätze in vielen Unternehmen Realität sind und manchmal auch wichtige Informationen komplett fehlen, vervollständigen die Forscherinnen und Forscher zunächst die Datenbasis. Dafür werten sie bestehende Produktionsdaten, öffentliche Statistiken und die einschlägige Fachliteratur aus. »In einem Unternehmen ist beispielsweise bekannt, welche Produkte in welcher Stückzahl auf welchem Kontinent verkauft wurden. Mit etwas Glück gibt es dann noch eine Statistik, anhand der sich abschätzen lässt, wie viele dieser Produkte am Ende ihrer Nutzungsphase auf welche Art entsorgt werden. Aus diesen Angaben können wir dann auf entstehende Emissio nen in der nachgelagerten Wertschöpfungskette schließen«, erklärt Felix Budde vom Fraunhofer IPK. Ähnlich verhält es sich mit den vorgelagerten Emissionen, zum Beispiel durch den Einkauf von Rohstoffen.
Liegen schließlich alle relevanten Informationen vor, beginnt die Suche nach geeigneten Klimaschutzmaßnahmen. »Wer einfach die alten Verbrenner aus dem Fuhrpark verbannt und stattdessen Elektrofahrzeuge anschafft, gibt viel Geld aus, spart aber unter Umständen kaum Emissionen ein«, warnt Professor Stephan Krinke, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement und Life-Cycle Engineering am Fraunhofer IST. »Entscheidend sind die Emissionsvermeidungskosten, also das Geld, das man ausgeben muss, um eine Tonne Treibhausgase einzusparen. Oft kann man schon zu überschaubaren Kosten viel erreichen, wenn man besonders energieintensiv produzierte Rohstoffe ersetzt, die eigenen Produkte energieeffizienter gestaltet, überflüssige Bauteile einspart oder in der Qualitätssicherung auf zerstörungsfreie Prüfmethoden setzt. Es ist sogar möglich, bis zu 25 Prozent der Emissionen einzusparen, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.«